Sozialpartnerschaft: Für die notwendige Erneuerung Österreichs unverzichtbar

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Stellungnahme vom 25. November 2025
Das österreichische Modell der Sozialpartnerschaft hat seine tragfähige Grundlage in der Katholischen Soziallehre. Besonders die Prinzipien der Personalität, Solidarität und Gemeinwohlorientierung bilden das Fundament einer bewährten Praxis des „übergreifenden Diskurses auf gleichberechtigter Augenhöhe“. Auch das Prinzip der Subsidiarität sowie das durch Papst Franziskus (Laudato si) verstärkt akzentuierte Element der Schöpfungsverantwortung verlangen eine breite, zugleich gut abgestimmte Mitwirkung aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure – etwas, das die Sozialpartnerschaft seit Jahrzehnten erfolgreich vorlebt.
International wird Österreich um die nachweislichen Erfolge seines sozialpartnerschaftlichen Systems beneidet: eine Kollektivvertragsabdeckung von über 90 % (Deutschland erreicht kaum mehr als die Hälfte), ein hochqualitatives duales Ausbildungssystem, selbstverwaltete soziale Sicherungssysteme, starke Positionen in Fragen der sozialen Gerechtigkeit sowie Fortschritte im Klima- und Konsument*innenschutz. All diese Faktoren tragen maßgeblich zur Stabilität unserer Demokratie bei.
Gegenwärtig ermöglichen jedoch mangelndes Augenmaß, berechtigte Ärgernisse und der umstrittene Umgang mit großzügig dotierten Ressourcen eine destruktive, populistische Polemik, die Österreich nicht weiterbringt. Gerade die seit Jahren anhaltenden multiplen Krisen erfordern einen Schulterschluss aller konstruktiven Kräfte – einschließlich der Zivilgesellschaft – um unser Land wieder auf seinen jahrzehntelangen Erfolgspfad zurückzuführen.
Die historischen Verdienste der Sozialpartnerschaft sind unbestreitbar: von der Überwindung des zerstörerischen Lagerdenkens der Zwischenkriegszeit über den „Raab–Kamitz-Kurs“, der maßgeblich zum Wiederaufbau und Wirtschaftswunder beitrug, bis hin zur legendären „Allianz Benya–Sallinger“, die Österreich auf den Weg in die EU und in eine führende Wohlstandsposition innerhalb der OECD begleitete.
Vor allem aber ist die Sozialpartnerschaft für die dringend benötigten Reformen der zentralen Systeme unseres Landes – Bildung, Gesundheit und Pflege sowie Pensionen – unverzichtbar, um deren Wirksamkeit und langfristige Finanzierbarkeit zu sichern. Gleiches gilt für überfällige Maßnahmen zum Abbau von Bürokratie und föderaler Binnenkomplexität. Nicht zuletzt braucht es die Sozialpartnerschaft, um ein gesamtgesellschaftliches und betriebliches Klima zu schaffen, in dem engagierte Mitarbeiter*innen und sozial verantwortungsbewusste Unternehmen gemeinsam wirken – für Prosperität, den Erhalt unseres Wohlstandsniveaus und die Erfüllung unserer Verantwortung gegenüber der Schöpfung.
Wolfgang Mazal, Präsident des KLRÖ, und Fritz Macher, Vizepräsident des KLRÖ und Sprecher der Kurie 5 des KLRÖ
