Zur Wahl von Papst Leo XIV.
Wenn der Name des Papstes für ein Programm steht, verbindet sich der neue Papst mit einer er vielschichtigsten Persönlichen der jüngeren Kirchengesichte.
Zwar prägt aus heutiger Sicht die systematische Fundierung der katholischen Soziallehre die Wahrnehmung von Leo XII, doch steht er auch für eine sowohl weltweit aktiv-missionarische Wirkung als auch für ein römisch-zentralistische Strukturierung der kirchlichen Organisation. Dass er die Kirche als Institution im Umgang mit den Mächtigen seiner Zeit stärkte, war für sein Pontifikat ebenfalls prägend.
Ich erwarte mir daher einerseits klare Akzente der Aktualisierung von Aussagen zur katholischen Soziallehre, andererseits aber nicht nur Appelle zu sozialer Verantwortung und Frieden. Wenn der Name Programm ist, könnte das Profil der Kirche unter Leo XIV weit darüber hinaus reichen: Ich sehe in der Namenswahl des neuen Papstes auch einen Auftrag an alle Katholiken, das Profil der Kirche als weltumspannende Gemeinschaft von Gläubigen zu stärken, deren Handeln im Vertrauen auf den Auferstandenen wurzelt. Eine selbstbewusst auftretende Institution könnte auch die Besonderheit sozialer Aktivitäten von Katholiken profilieren: Die Wahrnehmung sozialer Verantwortung als Ausdruck des Glaubens sichtbar zu machen.
Unter diesem Blickwinkel könnten auch seine ersten Öffentlichen Wort als Papst eine positive Ära einleiten: wenn der erste US-Amerikaner die Welt mit dem Wunsch nach Frieden begrüßt, könnte eine besondere „pax americana“ beginnen: eine Zeit des Friedens, die sich neben politischer Kraft auf die Kraft der Liebe und des Glaubens stützt.
Die Stärke der Institution in der Außenwahrnehmung setzt jedoch die Fortsetzung der synodalen Denk- und Handlungsformen im Inneren voraus. Hier sind die ersten Äußerungen des Papstes ermutigend und bestätigen die Vermutung, dass Leo XIV den von Papst Franziskus begonnenen Weg fortsetzen wird: Dies ist wohl auch eine entscheidende Voraussetzung der Glaubwürdigkeit und Akzeptanz eines Papstes, der als Leo XIV die Kirche in unserer Zeit führen wird.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal
Präsident des KLRÖ