
Gedenkgottesdienst in Graz: "Tragen wir gemeinsam das Unerträgliche"
Mehrere Hundert Menschen haben am Dienstagabend im vollen Grazer Dom an einem Gedenkgottesdienst für die Opfer des Amoklaufs in einer Grazer Schule teilgenommen. Gekommen war auch die österreichische Regierungs- und die steirische Landesregierungsspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt. Dompfarrer Ewald Pristavec eröffnete das Gedenken mit Psalmen und entzündete zehn Kerzen, für jedes Todesopfer eine. Auch Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl nahm teil. Er kam direkt von einem Gespräch mit dem ORF Steiermark, wo er darüber gesprochen hatte, wie man mit einer solchen Situation umgehen kann.
Eröffnet wurde der eigentliche Gottesdienst von Weihbischof Johannes Freitag: "Tagtäglich feiern wir eine Messe hier, doch heute trauern wir." Er sprach auch über eines der Opfer: "Ein Mädchen, das am Pfingstsamstag die Messe mitgefeiert hat, hat heute ihr Leben verloren." Der Weihbischof rief zum Zusammenhalt und dazu auf, für andere da zu sein. Sein besonderer Dank galt auch den vielen Helfern.
"Viele sind fassungslos nach dieser unerträglichen Tat. Tragen wir gemeinsam das Unerträgliche", sagte der Grazer Generalvikar Erich Linhardt: "In solchen Situationen tut es gut, Worte der Hoffnung zu hören und zu sagen", gab er den Versammelten mit. Die Messe wurde von Polizeikräften schwer bewacht, auch Kriseninterventionsteams waren vor Ort.
Gottesdienst in Pfarre St. Vinzenz
Ein zweiter Gedenkgottesdienst fand in der Grazer Pfarre St. Vinzenz statt. Die Kirche befindet sich nicht weit entfernt vom Tatort und im Sprengel des betroffenen Gymnasiums. "In so einem Moment wird einem bewusst, dass es wenig gibt, worauf man im Leben wirklich bauen kann", sagte Pfarrer Bernhard Pesendorfer in seiner Predigt. Dass junge Menschen auf so schreckliche Weise ihr Leben lassen müssen, sei markerschütternd und nicht in Worte zu fassen. Dennoch wolle man allen Toten, Verletzten und betroffenen Angehörigen gedenken und "auf das Miteinander vertrauen".
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) gedachte in den steirischen Moscheen der Opfer im Anschluss an das tägliche Abendgebet. Nach 21 Uhr versammelten sich auch Hunderte Menschen am Grazer Hauptplatz für ein Lichtermeer. Sie zündeten Kerzen an und legten Blumen ab. Unter den trauernden Menschen waren besonders viele Jugendliche.
Quelle: kathpress