
OÖ: Land und Kirche gedenken 400 Jahre "Blutgericht" in Frankenburg
Das Land Oberösterreich sowie die katholische und evangelische Kirche gedenken heuer 400 Jahre "Frankenburger Würfelspiel", einem blutigen Strafgericht im Jahr 1625 im Zuge der Gegenreformation. Beginnend mit dem Jahrestag am Donnerstag (15. Mai) wird an das historische Ereignis u.a. mit einem ökumenischen Gedenken, einem neuen Denkmal und einer Sonderbriefmarke erinnert, zudem ist auch eine Sternwanderung, eine Ausstellung und die erneute Aufführung eines Theaterstücks, das bereits seit 100 Jahren an die damalige Szene erinnert.
In dem überwiegend evangelischen Markt Frankenburg war es wegen des Religionszwangs und der Einsetzung eines katholischen Pfarrers zum Aufstand der Bauern gekommen. Der bayrische Statthalter lockte 36 Aufständische mit einem Gnadenversprechen auf das Haushamerfeld. Doch nur gut die Hälfte der Männer entkam dem Todesurteil, denn der Statthalter ließ sie paarweise um ihr Leben würfeln. 16 der "Verlierer" und eine weitere Person wurden dabei gehängt.
Am Samstag wird es einen Sternmarsch zur historischen Richtstätte am Haushamerfeld geben, zu dem Abordnungen aus jenen sieben Pfarren (und heutigen Gemeinden) kommen, die damals der Herrschaft Frankenburg angehörten, wie die "Linzer Kirchenzeitung" berichtete. Bei einem Festakt wird beim Bauernkriegsdenkmal um 11 Uhr Landeshauptmann Thomas Stelzer eine Ansprache halten. Daran schließt eine kurze liturgische Feier mit Superintendent Gerold Lehner und dem katholischen Pfarrer von Frankenburg, Christoph Buchinger, an, die gemeinsam ein Gebet sprechen werden. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgen Frankenburger Musikkapellen, wie es auf der Website der Marktgemeinde heißt.
Würfelspiel als Theater
Außerdem ist für Samstag die Kurzdarbietung des Würfelspiels als Theaterstück mit kleiner Besetzung geplant, das heuer seine 100-jährige Aufführungsgeschichte feiert. Die große Premierenfeier folgt am 25. Juli und wird die Würfelspielsaison mit zwölf Aufführungen bis zum 17. August eröffnen. Seit 1925 wird das "Frankenburger Würfelspiel" unter freiem Himmel als Schauspiel aufgeführt. Rund 500 Personen auf und 400 hinter der Bühne arbeiten an dem Bühnenwerk und bilden gemeinsam den Verein "Würfelspielgemeinde Frankenburg".
"Wir wollen zeigen, was passiert, wenn man Religions- und Glaubensfreiheit nicht schützt, und was passiert, wenn man demokratische Errungenschaften missachtet", erklärte Würfelspiel-Obmann Michael Neudorfer vorab der Linzer Kirchenzeitung. Das Stück soll die rund 2.500 erwarteten Besucherinnen und Besucher in die Geschehnisse von damals eintauchen lassen und an alle erinnern, "die unter Intoleranz und Verfolgung leiden".
Die Österreichische Post und der Briefmarkensammlerverein "Zwispallen" haben schon am Donnerstag im Kulturzentrum Frankenburg ein Sonderpostamt aus gegebenem Anlass veranstaltet. Die Sondermarke zu "400 Jahre Blutgericht auf dem Haushamerfeld" zeigt zwei Bauern, die um ihr Leben würfeln müssen, während im Hintergrund bereits der Henker mit dem Strick bereitsteht. Ein Ort des Erinnerns ist auch das sogenannte Würfelspielhaus, ein Museum, wo ein stilles Gedenken in der Stunde des Blutgerichts stattgefunden hat. Vor dem Museum wurde zudem das neue Opferdenkmal "Seid wachsam" der Frankenburger Künstlerin Maria Moser enthüllt.
Spielerischer Zugang
Das Würfelspielhaus wurde am Donnerstag nach einem Relaunch neu eröffnet. Das Haus, das bereits in die Jahre gekommen war, wurde zu einem "erlebnisorientierten Ort" umgebaut. "Auf den Spuren der Landler von Sulzbürg" heißt die neue Ausstellung, die unter Mitwirkung des katholischen Frankenburger Pfarrers Christoph Buchinger und des evangelischen Pfarrers in Sulzbürg, Konrad Schornbaum, entstanden ist. Sie erzählt, was aus den protestantischen Auswanderern von damals geworden ist, hieß es auf der Website der Marktgemeinde Frankenburg am Hausruck.
Am Freitag lädt das Würfelspielhaus zum Tag der offenen Tür ein. Dort kann unter anderem ein erster Blick in den neuen "Escape Room" geworfen werden, der unter dem Motto "1625 - Die Würfel des Schicksals" steht und vor allem jüngere Menschen ansprechen soll. Kleine Teams müssen dort Würfel "stehlen", um das Unheil von Frankenburg abzuwenden. "Aus dem tragischen Ereignis darf nie Spaß werden, aber wir bieten mit dem Escape-Room einen spielerischen Zugang zur Geschichte", erklärte Museumsleiter Johann Kritzinger der Kirchenzeitung.
Am Würfelspielgelände findet anlässlich der Jubiläen am 27. Juli um 10 Uhr eine ökumenische Feldmesse statt. Mit den Gläubigen feiern Bischof Manfred Scheuer, Superintendent Gerold Lehner, Pfarrer Christoph Buchinger und Pfarrer Konrad Schornbaum.
Quelle: kathpress