
Katholische Aktion liefert Anregungen für demokratisches Engagement
Wie kann demokratisches Leben gut funktionieren? Dieser Frage widmet sich die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) mit ihrem neuen Dossier "Demokratie leben und gestalten", das am Montagabend in Wien vor Journalisten vorgestellt wurde. Die Publikation verbindet fundierte Analyse mit praktischen Handlungsvorschlägen und folgt dem klassischen Dreischritt "sehen - urteilen - handeln" der katholischen Soziallehre. Ziel ist es, konkrete Wege aufzuzeigen, wie Menschen im Alltag Demokratie mitgestalten können.
"Christlich geprägtes Leben ist immer politisch", betonte KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder bei der Präsentation. Anlass für die Veröffentlichung sei das zunehmende Abrücken von demokratischen Prinzipien in vielen Ländern. Kaineder verwies auf die von Politologen beschriebene Autokratisierungswelle, die Parallelen zu Entwicklungen der 1930er-Jahre aufweise. "Der Wandel passiert sehr subtil. Allmählich untergraben gewählte Amtsinhaber von etablierten Parteien hinter einer Fassade der Legalität demokratische Institutionen", so Kaineder. Für die KAÖ bedeute dies eine klare Herausforderung: sich aktiv und sichtbar in den gesellschaftspolitischen Diskurs einzubringen.
Katharina Renner, Vizepräsidentin der KAÖ, hob hervor, dass Demokratie weit über die regelmäßige Teilnahme an Wahlen hinausgehe. "Liberale Demokratie auf Basis der Menschenrechte braucht Gewaltenteilung, freie Medien und echte Beteiligungsmöglichkeiten für alle gesellschaftlichen Gruppen", sagte sie. Demokratie sei kein Zustand, sondern ein lebendiger, ständiger Aushandlungsprozess - und Konflikte seien dabei kein Störfaktor, sondern notwendig.
Renner kritisierte, dass viele staatliche Einrichtungen, etwa im Bildungs-, Gesundheits- oder Freizeitbereich, nicht demokratisch organisiert seien. Sie betonte die Bedeutung von Teilhabe, auch im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit: "Die ungleiche Repräsentation von Frauen und die Last der Sorgearbeit verhindern Beteiligung." Demokratie müsse für alle erlebbar und spürbar sein - nur so könne sie auch gestärkt werden.
Thomas Immervoll, zweiter Vizepräsident der KAÖ, legte den Fokus auf die praktischen Handlungsperspektiven, die das Dossier bietet. Es sei nicht nur ein Appell, sondern auch eine konkrete Einladung zum Mitmachen. "Wir geben Impulse für all jene, die in ihrem persönlichen Umfeld Demokratie fördern möchten - sei es in Pfarren, Gemeinden, Bildungsinitiativen oder Vereinen."
Die KAÖ wolle ermutigen, Demokratie im Alltag zu leben: durch das Ernstnehmen von Mitbestimmung, durch respektvollen Dialog, durch das Wahrnehmen gesellschaftlicher Verantwortung und durch die Gestaltung gemeinsamer Räume, in denen unterschiedliche Stimmen Gehör finden.
Das 32-seitige Dossier eignet sich laut KAÖ sowohl als Gesprächsgrundlage für Gruppen und Pfarren als auch für die Bildungsarbeit in kirchlichen und gesellschaftlichen Kontexten. Es soll Orientierung bieten, zum Nachdenken anregen und zum Handeln motivieren, "dort, wo Menschen konkret leben und wirken". Bestellt werden kann die Publikation unter office@kaoe.at oder als Download auf der Website www.kaoe.at.
Quelle: kathpress